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Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten

Elyas Jamalzadeh; Andreas Hepp

E-Book (EPUB)
2022 Paul Zsolnay Verlag
Auflage: 1. Auflage
256 Seiten
ISBN: 978-3-552-07298-5

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Kurztext / Annotation
'Eigentlich flüchtet jeder', sagt der afghanische Flüchtling Elyas Jamalzadeh. Ein spannendes und humorvolles Buch über seine tragische Fluchtgeschichte
'Stell dir mal vor, du bist dein Leben lang nervös, merkst alles, bist ständig auf der Hut. Ich wurde schon nervös geboren. Ich war illegal. Jedes Jahr, jeden Tag, jede Minute konnte es passieren.' Die afghanischen Eltern von Elyas Jamalzadeh lebten schon im Iran, als er auf die Welt kam. Er wurde als Flüchtling geboren. 2014 macht er sich auf den gefährlichen Weg nach Europa. Mit beeindruckender Unmittelbarkeit wird hier eine Reise beschrieben, die man kaum überleben kann. Dass Jamalzadeh Humor und Ehrgeiz nie eingebüßt hat, hilft ihm beim Ankommen in einem fremden Land. Er lernt Deutsch, beginnt eine Ausbildung und verliebt sich. Ein tragisches, ein komisches Buch, ein Buch, das niemanden kaltlässt!

Elyas Jamalzadeh, geboren in Teheran als Kind afghanischer Kriegsflüchtlinge. Laut seiner Mutter schneite es am Tag seiner Geburt. Er floh mit seinen Eltern 2014/15 nach Österreich und begann eine Lehre als Friseur. Bei Zsolnay erschien sein erstes Buch Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten (2022), mit Andreas Hepp.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Noch 8 Kapitel bis zum Mittelmeer

»Dorut, Fare-jan!«

Faredin war mein Nachbar.

Faredin war mein bester Freund.

Faredin war mein Einstieg in die Kinderarbeit.

Wir trafen uns oft und spielten am Abend zusammen Fußball. Zuerst hatte er Angst vor den älteren Jugendlichen in unserer Gasse, und deshalb kam er nicht gerne, wenn sie spielten. Wir lernten uns besser kennen, und nach einiger Zeit verlor Faredin auch seine Angst vor den älteren Jungs. Er war dann immer dabei und spielte mit uns, meistens in meiner Mannschaft.

Nachdem ich an der offiziellen, iranischen Schule abgelehnt worden war, war meinen Eltern klar, dass ich eine Alternative brauchte. Dass wir eine Alternative brauchten, eine finanzielle. Deshalb entschieden sie, dass ich auch arbeiten gehen sollte. Damals war ich sieben Jahre alt.

»RABENELTERN!«, schreist du jetzt vielleicht die Buchstaben vor dir an, »ENTSETZLICH! Einen Siebenjährigen arbeiten schicken!«

Ja stimmt, Sherlock Holmes, nicht ideal. Aber was ist besser für unseren hochverehrten Herrn Kindeswohl:

a) untertags Geld verdienen und dafür als Familie Essen und ein Dach über dem Kopf genießen oder

b) gelangweilt zu Hause sitzen, ohne Bildung, die Wucher-Miete nicht mehr zahlen können, obdachlos werden, und in Kriminalität und Drogenmissbrauch abrutschen wie ein großer Teil der ärmeren Jugendlichen im Iran?

Manchmal muss man sich im Leben zwischen zwei Übeln entscheiden. Manchmal kannst du nur zwischen Scheiße und Gülle wählen. Und heute denke ich, dass meine Eltern das geringere Übel gewählt haben, zum Wohl der Familie und deshalb auch zu meinem Wohl. Damit ich die Chance auf eine bessere Zukunft haben darf. Als ich Faredin erzählte, dass ich arbeiten muss, reagierte er recht gelassen.

»Du kannst mit mir kommen. Ich zeig dir alles.«

Das hat Fare-jan mehr im Spaß gemeint. Er dachte, ich mache wie immer nur einen Scherz. Ich mach nämlich oft Scherze. Heute noch. Fällt dir das auf? Meine Verlobte verdreht dann meistens die Augen, weil sie die Witze so blöd findet. Na ja. Als ich jedenfalls am nächsten Morgen wirklich vor Faredins Haustür stand, nahm er mich ernst. Wir fuhren also mit dem Bus zum ersten Mal gemeinsam los.

Als illegaler, afghanischer Flüchtlingsjunge im Iran hast du meistens nur eine Möglichkeit zu arbeiten: Verkauf etwas auf der Straße. Du kannst Kaugummis verkaufen, Schuhe putzen oder mit einer Waage am Wegrand sitzen und den Leuten anbieten, dass sie sich für ein paar Cent wiegen dürfen. Oder du verkaufst Fal-E, also sowas wie Omen. Das habe ich am Anfang gemacht, als mich Faredin mitgenommen hat. Fal-E sind im Iran beliebt. Das sind kleine Zettel in bunt gestalteten Umschlägen, auf denen ein Spruch aus persischen Gedichten für deine Zukunft steht. So ähnlich wie bei chinesischen Glückskeksen. Aber es steht immer etwas Positives drauf, damit die Leute es kaufen wollen. Und es muss möglichst allgemein formuliert sein, zum Beispiel: »Du bist eine nette Person, und du wirst viel schaffen« oder »Du wirst heiraten und bis dahin einige Schwierigkeiten überwinden«.

Mit dem Bus fuhren wir immer in der Früh los. Ins reiche Viertel. Dorthin brauchten wir pro Strecke so zwei bis drei Stunden. Wenn es keinen Stau gab und nicht so viele Leute unterwegs waren, dann waren wir schneller. Aber in Teheran sind die Busse immer überfüllt. Deshalb mussten wir bei fast jeder Haltestelle zehn Minuten warten, bis alle Leute aus- und eingestiegen waren. So ähnlich wie bei diesen Bildern von vollen Bussen und Zügen in Indien, die man im Internet oder in Schulbüchern sieht. Und einmal in der Woche mussten wir vorher noch zum Bazar fahren, um neue Fal-E zu kaufen, das dauerte dann noch länger.

Im reichen Viertel sind die Leute reich. Ja, ich weiß, kommt jetzt überraschend, die Aussage. Aber sie ist nichtsdestotrotz eine wichtige und