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Wenn ihr wüsstet

Die Autobiografie | David Garrett; Leo G. Linder

E-Book (EPUB)
2022 Heyne Verlag
368 Seiten; mit Bildteil
ISBN: 978-3-641-28909-6

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Kurztext / Annotation
Die einzige Autobiografie des »größten Geigers seiner Generation« (Yehudi Menuhin)
Den Weg auf den Geigenolymp hat sich David Garrett hart erarbeitet. Seine Kindheit war geprägt von Disziplin und täglicher Arbeit gemeinsam mit seinem Vater. Dieser förderte sein Talent, unterstützte ihn und war gleichzeitig ehrgeiziger Motor und Antrieb.

Bereits als Zehnjähriger stand David Garrett mit den größten internationalen Orchestern auf der Bühne und spielte später, als Jugendlicher, alle bedeutenden Werke der klassischen Musik, bis er sich mit Anfang zwanzig aus der Zwangsjacke seiner Wunderkind-Existenz befreite und zum Studium nach New York ging. Dort legt er den Grundstein für ein neues Genre der Klassik, den Crossover, in dem er virtuose Geigenmusik mit aktueller Popmusik verbindet - was ihn bekannter macht als je zuvor.

Damit verkörpert er geradezu exemplarisch die mühsame Suche eines jungen Menschen nach dem eigenen Weg und dem wahren Leben und findet für dieses Problem eine ganz eigene Lösung: völlige Hingabe an das, was ihn als Person genauso gut hätte zerstören können - die Musik.

Wir erleben seine Welt aus der Innenperspektive, das Gute-Wahre-Schöne gepaart mit Schweiß und Tränen. Ein hochdramatisches, inspirierendes und berührendes Buch für alle Fans und Musikbegeisterten.

Im Alter von 4 Jahren werden das Interesse und die Leidenschaft von David Garrett für die Violine geweckt, und er bekommt den ersten Unterricht. Mit 10 Jahren gibt er sein Orchester-Debüt, mit 13 Jahren wird er der jüngste Künstler, der jemals bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag genommen wurde. Er spielt als Solist die großen Violinkonzerte mit den führenden Dirigenten und Orchestern der Welt.

Eine schwere persönliche Krise bringt ihn dazu, mit Anfang 20 ein Studium an der weltberühmten Juilliard School in New York zu beginnen. Hier perfektioniert er seine Idee von »Crossover«-Musik, indem er Melodien der Klassik auf seine ganz eigene Art und Weise mit Rock- und Pop-Elementen verbindet. Mit dieser Kombination schafft er es, Menschen generationsübergreifend für klassische Musik zu begeistern. Für den großen Erfolg stehen beispielhaft über 1600 Konzerte weltweit, über 4,5 Millionen verkaufte Alben sowie 25 Gold- und 17 Platin-Auszeichnungen u. a. in Deutschland, Österreich, Hongkong, Singapur, Taiwan, Mexiko und Brasilien.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Dieses unmögliche Instrument

Einer meiner ersten Geigenversuche gemeinsam mit meinem Vater

Erinnere ich mich wirklich? Oder erinnere ich mich bloß an die Erinnerung anderer? Ich meine, mich zu erinnern ...

1985 sollte Szeryng in Aachen auftreten. Henryk Szeryng, in Polen geboren, einer der größten, der wunderbarsten Geiger seiner Zeit - dieser gefeierte Mann würde also demnächst in meiner Heimatstadt zu sehen und zu hören sein. Sensationell! Mit meinen vier Jahren hatte ich natürlich keine Ahnung von unserem Glück, aber meinem Vater war sofort klar: Da müssen wir hin! Also Eintrittskarten bestellt, ziemlich weit vorn, diesem Henryk Szeryng so nah wie möglich. Vorher musste allerdings eine Frage geklärt werden: Nehmen wir unseren Jüngsten mit? Kann er so lange still sitzen? Wird er quengeln? Mein Vater entschied: »David kommt mit. Das muss er sich anhören.« Schlimmstenfalls würde meine Mutter mit mir den Saal verlassen müssen.

An diesem Abend saß ich zwischen meinen Eltern in der vierten Reihe, im Konzertsaal des Eurogress, und während Szeryng spielte, fing ich an, den Geiger da oben nachzuahmen, sozusagen Luftgeige zu spielen. Es muss merkwürdig ausgesehen haben. Szeryng jedenfalls fiel es auf: Dort unten sitzt ein Kind, das geigt mit ... Und in den Pausen zwischen den Stücken sah er mich an und wartete tatsächlich, bis ich mich wieder beruhigt hatte und still saß - dann nickte er dem Pianisten zu und spielte weiter.

Nach dem Ende des Konzerts kam er noch einmal auf die Bühne zurück, um eine Zugabe zu spielen. Klar, das ist so üblich, aber was dann folgte, war zweifellos sehr ungewöhnlich. Als der Applaus verebbte, trat er nach vorn, zeigte mit dem Bogen auf mich und sagte: »Als ich so jung war wie dieser Kleine in der vierten Reihe hier, habe ich Fritz Kreisler in einem Konzert gehört« - ein Geiger der 20er-, 30er-Jahre vom selben Format wie Szeryng. »Kreisler«, fuhr er fort, »hat mich damals im Publikum entdeckt und mir am Ende seine Zugabe gewidmet, nämlich Tempo di Minuetto, von ihm selbst komponiert. Und heute Abend« - damit sah er wieder mich an - »spiele ich Tempo di Minuetto von Fritz Kreisler für dich.« Und dieses Tempo di Minuetto ist ein herzergreifend romantisches Stück, eine kleine Gute-Nacht-Musik für einen kleinen Prinzen, und er spielte es für mich, und vielleicht war dieses Erlebnis die Initialzündung. Ich musste jedenfalls nicht lange warten, bis mir mein Vater meine erste Geige in die Hand drückte, eine winzig kleine Kindergeige.

Nun ist die Geige ein seltsames Instrument. Ich könnte damit noch ein bisschen warten und erst später darauf zu sprechen kommen, aber es muss jetzt sein, unbedingt, denn ... Was wäre ich ohne meine Geige? Ich habe mir diese Frage mehr als ein Mal in meinem Leben gestellt, habe versucht, mir ein Leben ohne Geige vorzustellen, und habe es nicht gekonnt, denn ich bin geigenbesessen. Ich liebe Geigen, sie üben auf mich eine unwiderstehliche Faszination aus, und nicht allein wegen der Musik - es ist die Geige selbst, von der ich nicht loskomme, weil ich zu viel mit ihr erlebt habe, Schreckliches und Schönes, und wer mich verstehen will, der muss dieses Instrument verstehen, bevor er sich mit mir auf meine Lebensreise begibt. Für alle, die sich nie an einer Geige versucht haben, will ich deshalb kurz erklären, was die Geige von anderen Musikinstrumenten unterscheidet.

Wenn man Musik machen will, gibt es grundsätzlich vier verschiedene Arten, Töne zu erzeugen (die menschliche Stimme einmal beiseitegelassen). Man kann Luft durch Löcher pressen. In diesem Fall wird der Ton dadurch bestimmt, dass man einige Löcher verschließt und andere freigibt - bei Flöte, Trompete, Klarinette und Orgel funktioniert es so. Dies ist die erste Methode. Oder man klopft, hämmert, trommelt, schlägt auf einen Gegenstand, sei es mit den Finger